Vom Klagen zum Loben – oder so …

Diese Woche erhielt ich eine spannende Mail:

Du ziehst dich, soviel ich weiss, wöchentlich zurück, um Tagebuch zu schreiben. Schon länger wünsche ich mir reflektierter durch den Alltag zu gehen. Ich habe ein Tagebuch, das ich eher als Klagebuch beschreiben würde. Mir fehlen irgendwie Fragen, die ich regelmässig bewegen könnte und die Potential hätten mich weiterzubringen.

Die Absenderin wollte nun wissen, ob ich bei meinem Reflektieren immer die gleichen Fragen stelle oder gar einen Fragekatalog hätte. Und: Statt ihr direkt eine Antwort zu schicken, könne ich ja auch in meinem GlücksBlog darüber schreiben. Gute Anregung.

Es stimmt, ich praktiziere dieses Ritual der wöchentlichen Stille mit Reflexion, (Bibel)Lesen, Gebet und Tagebuchschreiben. Als eher aktivistisch veranlagte Person, die konkrete Ziele und Projekte braucht, haben diese 2-3 Stunden Stille ihren Ursprung mehr in einer Überzeugung als in einer kontemplativen Sehnsucht.

Will heissen: Ähnlich wie die Sache mit dem Sport ist die Stille für mich nicht eine besondere Leidenschaft, wo es mich von selbst hinzieht. Da ich aber überzeugt bin, dass es meiner „ganzheitlichen Gesundheit“ (ShalomLeben) förderlich ist, plane ich sowohl Sporteinheiten als auch eben den Stillen Nachmittag in mein Wochenprogramm ein.

Gönne ich mir das Reflektieren in der Stille zu lange nicht, werde ich eine Zumutung für meine Familie, mein Umfeld und für mich selbst. Ohne diese innere Ausrichtung werde ich zum gestressten Getriebenen, der in Gefahr steht, sich von unguten Umständen zu Boden drücken zu lassen und in der Verbitterung zu enden.

Das Klagebuch entdecken

Soviel zu meiner Überzeugung, mich mitten im hektischen Alltag regelmässig für einige Stunden zurückzuziehen.

Aber wie schreibe ich nun also Tagebuch? Leiten mich dabei immer die gleichen Fragen? Wie reflektiere ich?

Früher hatte ich meine Persönlichkeitsentwicklung konkret strukturiert: Visionen, Jahresziele und Massnahmen in allen fünf Lebensbereichen. So konnte ich in der Stille auch konkret mit diesem „PEP“ reflektieren, mich an Erreichtem freuen und mir nächste Schritte vornehmen.

Heute bin ich da mehr intuitiv unterwegs, lasse mich von inneren (unbewussten) Fragen leiten:

  • Stef, wie geht es dir gerade?
  • Was hast du in den letzten Tagen erlebt?
  • Was davon freut dein Herz?
  • Was macht dich traurig?
  • Was hat das Potenzial, dich resignieren zu lassen?
  • Wo stehst du in Gefahr, verbittert zu werden?
  • Wie geht es dir in der Ehe und in der Familie?
  • Welche Erfolge gibt es auf der Arbeit zu feiern?
  • Und welche Misserfolge gilt es zu verdauen?
  • Welche Begegnungen der letzten Woche waren ein Geschenk?
  • Welche eher eine Belastung?
  • Was klingt aus diesen Begegnungen noch nach?
  • Was lernst du für die Zukunft?
  • Wie kannst du die nächsten Schritte bewusst gestalten?

Dabei gleicht mein Tagebuch tatsächlich auch immer wieder einem Klagebuch. Aber ich finde das nicht schlimm, im Gegenteil: Wir sind damit in bester Gesellschaft. In der Bibel gibt es ein ganzes Buch, das sich „Klagelieder“ nennt und denken wir an die Psalmen von König David: Wie oft hat er in seinem „Tagebuch“ geklagt?

Nicht selten gelingt es mir in der Stille, beim Nachdenken, Beten und Tagebuchschreiben, den Weg vom Klagen zum Loben zu gehen. Am besten gelingt es mir dann, wenn ich nach dem Tagebuchschreiben auch ganz konkret physisch noch eine Wegstrecke (vom Wald, von der Aare, vom See) zurück in den „Alltag“ zurücklege.

Und so macht das Klagen für mich viel Sinn: Ich breite vor Gott mein Herz aus, damit ich eben nicht an meinem Unvermögen oder den ungünstigen Umständen zerbreche, sondern mit frischer Kraft und neuer Freude im Herzen aus der Stille zurückkehre.

Glücksaufgabe

Für dich: Was ist deine Erfahrung mit Tagebuchschreiben? Was unternimmst du, dass du „ganzheitlich fit“ bleibst?

Für mich: Ich fand das spannend, eine „LeserInnen-Frage“ als Grundlage für diesen Artikel zu nehmen. Hast du vielleicht auch eine GlücksFrage, die ich hier beantworten könnte?

Viel Glück fürs 2019

„Viel Glück!“ – mit diesem Wunsch zum Neujahr oder zum Geburtstag konnte ich bis vor einigen Jahren überhaupt nichts anfangen. Glück hatte für mich damals vor allem mit Glückssymbolen und „glücklichem Zufall“ zu tun.

Mit beidem konnte ich mich bisher nicht anfreunden.

Trotzdem wünsche ich heute gerne „Viel Glück!“. Weil Glück eben eine viel breitere Bedeutung hat und man tatsächlich auch etwas zum eigenen Glück beitragen kann und nicht tatenlos auf irgendwelches Zufallsglück hoffen muss.

Der deutsche Begriff Glück ist verfänglich. Glück wird rasch mit Glückssymbolen wie dem vierblättrigen Kleeblatt oder dem Glücksschwein assoziiert. Oder man denkt an einen persönlichen Glücksbringer. Gemeinsam ist beidem, dass sich der abergläubische Mensch dadurch ein Zufallen des Glücks erhofft. Und das ist ein irreführendes Verständnis von Glück: Glück als Zufallsglück oder auch als Losglück.

Zwar entspricht dies in etwa der ursprünglichen Bedeutung unseres Wortes «Glück», doch im Zusammenhang mit dem persönlichen Streben nach Glück ist es unpassend. Denn wie bereits ein Sprichwort weiß, müssen wir nicht einfach auf den Zufall hoffen, sondern können einen wesentlichen Beitrag zu unserem Glück leisten: «Jeder ist seines Glückes Schmied.»
(aus Glück finden – hier und jetzt)

Glück suchen, Shalom finden

Glück, im Sinn von Lebenszufriedenheit, Sinn und Bedeutung im eigenen Dasein zu empfinden, ist ein universelles, menschliches Bedürfnis. Die NZZ am Sonntag (30.12.18) suggeriert sogar, dass es in der heutigen Zeit der grösste gemeinsame Nenner ist: „Was verbindet die Menschen des digitalen Zeitalters über ihr universales Glücksbedürfnis hinaus?“

Wie wir dieses Bedürfnis stillen, haben wir zu einem grossen Teil selber in den Händen. Glück ist gestaltbar! Es hängt vor allem von unseren Denkweisen und unseren Handlungen ab. Es gibt viele Möglichkeiten, wie wir unser Glücksniveau steigern können. So beschreibe ich im GlücksBuch beispielsweise 16 Glücksaktivitäten. Dankbarkeit ist dabei der Königsweg.

Noch lieber als „Viel Glück!“ wünsche ich meinen Mitmenschen „Shalom!“. Dieser hebräische Gruss steht für Frieden, meint aber viel mehr als das, woran wir beim deutschen Wort Frieden (Abwesenheit von Konflikt) denken.

Shalom meint das, was wir unter einem ganzheitlichen Glücksbegriff verstehen können: zuFRIEDEN in der Arbeit, zuFRIEDEN in der Liebe sowie zuFRIEDEN in der Gemeinschaft. Und über all dem auch in Frieden mit mir selbst und in Frieden mit dem Universum – für mich heisst das: in Frieden mit Gott, dem Schöpfer allen Lebens.

Glücklich leben, bedeutet für mich versöhnt leben. Versöhnt mit all meinen Lebensbereichen, allem was ich bin, mich ausmacht und mich geprägt hat.

Das ist Glück, das ist Shalom und das ist, wozu uns die Jahreslosung 2019 einlädt:

Suche Frieden und jage ihm nach!
Jahreslosung 2019, die Bibel, Psalm 34,15

Das universelle Bedürfnis nach Glück ist in der Tiefe unserer Seele die Sehnsucht nach Shalom, diesem Ankommen beim eigenen wahren Selbst, bei Gott und bei der Mitwelt. Ganzsein, sich sein, versöhnt sein.

Dieses Glück wünsche ich dir und mir fürs 2019!

Suche es, jage ihm nach!

Und wenn du diesen Shalom erlebst, beschenke die Welt um dich damit!

Glücksaufgabe

Wie gesagt, man kann das Glück und den Shlaom suchen, ihm sogar nachjagen!

Wir alle wollen Glück. Oft bleibt es beim Wollen.

Genau wie bei unseren Neujahrsvorsätzen.

Mach es dieses Jahr anders:
Suche das Glück mit Ausdauer!
Jage ihm sogar nach!

Vergiss nicht: Machen ist wie wollen nur krasser!

 

Glück finden – hier und jetzt 
Das praktische GlücksBuch von Stefan Gerber jetzt bestellen.
Adonia Verlag, CHF 19.80, ISBN 978-3-03783-104-5
184 Seiten
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Lebe dein Leben

Wir können von älteren Menschen lernen, manchmal sogar von Sterbenden. Der 20jährige Enthusiast strotzt vor Selbstüberzeugung und meint, das Leben verstanden zu haben. Das gehört zur Jungendlichkeit und gab uns damals die Kraft, Dinge anzupacken, an die wir uns ohne diesen Enthusiasmus und die Naivität der Jugend kaum herangewagt hätten.

Ich kenn das sehr gut aus meinem Leben. Wenn ich damals schon gewusst hätte, wie all die Dinge kommen würden, dann … Vieles hätte ich anderes gemacht, einiges wohl gar nicht. Und das wiederum wäre auch schade: Viel Gutes ist entstanden, weil ich einfach mal ohne alle Für und Wider in einem mehrstufigen Prozess abzuwägen, Ideen umgesetzt und Projekte angepackt hatte. Das ist die Kraft der Jugend – und das ist gut so!

Aber eben, ich wollte ja aufzeigen, dass es sich lohnt, von den Erfahrungen von alten oder gar sterbenden Menschen zu profitieren. Bronnie Ware hat ein spannendes Buch darüber geschrieben: 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen.

(Spätestens) Auf dem Sterbebett beginnt der Mensch sein Leben zu reflektieren. Er spult seinen Lebensfilm zurück und kommt an der einen oder anderen Stelle vorbei, die ihn schmerzt. Im Rückblick erkennt er, wo er falsche Prioritäten gesetzt hatte.

Die Top Fünf Liste, was Sterbende bereuen, wird von  diesem Bedauern angeführt: «Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben».

Genau dazu passt ein weiterer Punkt aus der Liste der sechzehn Glücksaktivitäten, wie ich sie in Glück finden – hier und jetzt aufgeführt habe. Nämlich: Originalität leben.

Es ist sowas von abgedroschen, doch weil es das Thema so zugespitzt auf den Punkt bringt, muss es hier zitiert werden: Jeder kommt als kostbares Original zur Welt, leider sterben viele als billige Kopie.

Natürlich ist es furchtbar vereinfacht und es stimmt im Grunde auch nicht. Selbst wenn wir unsere Einzigartigkeit und unsere Originalität verstauben lassen, bleiben wir ein Individuum wie es kein anderes gibt. Wir bleiben ein Original.

Doch es gibt da schon eine Reihe von Fragen, die wir uns stellen sollten:

Lebst du deine Originalität aus oder tust du einfach das, was man von dir erwartet?

Lässt du dich von anderen Menschen und von Umständen bestimmen oder gestaltest du dein eigenes Leben?

Kennst du deine Originalität überhaupt? Was sind deine Träume? Gehst du deinem Traumberuf nach oder hast du die Träume der Jugend aufgegeben?

Was zeichnet dich aus? Was sagst du – und was würden deine Kinder, Eltern oder Freunde sagen -, was dich anders als die anderen macht? Was ist deine Originalität?

Wirst du noch gelebt oder lebst du schon?

 

Glücksaufgabe

Statt auf dem Sterbebett deinen Lebensfilm rückwärts zu spulen, versuche doch einmal deinen Lebensfilm vorwärts zu spulen: Wenn du so weiterlebst wie du es im Moment tust, wie wird dein Lebensfilm enden? Siehst du schon das Happyend? Oder gilt es im Heute Änderungen vorzunehmen, damit du auf dem Sterbebett einmal möglichst wenig zu bereuen haben wirst?

 

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Bald ist UNO-Tag des Glücks (20. März). Wem könntest du das GlücksBuch schenken? Unsere Aktion bis zum 20. März 2018: Bei einer Bestellung ab vier GlücksBüchern schenken wir dir eines dazu!

Stefans Buch ist einfach geschrieben und für jedermann/frau zugänglich. Es motiviert am eigenen Glück festzuhalten und es auch immer wieder zu suchen. Ich empfehle dieses Buch allen, die mehr vom Leben wollen und sich nicht mit dem Status Quo zufrieden geben.
Konrad Blaser, Gründer & Leiter der HOPE & LIFE CHURCH

Sein, wie ich bin

Die Selbstsucht besteht nicht darin, dass man lebt, wie man will, sondern dass man von anderen verlangt, sie sollen leben, wie man will.
Oscar Wilde

Sind die Grund- und Sicherheitsbedürfnisse, also einerseits Essen, Trinken, Schlafen und anderseits Wohnen und Arbeit, gedeckt, beginnt der Mensch sich nach Erfüllung der Sozialen Bedürfnisse (Freundschaft, Liebe, Gruppenzugehörigkeit) auszustrecken. So sagt es jedenfalls die Bedürfnispyramide nach Abraham Malsow.

Sind auch die Sozialen Bedürfnisse befriedigt, entwickelt sich das menschliche Streben und Verlangen weg von der Defizit- hin zur Wachstumsorientierung: Jetzt geht es um ICH-Bedürfnisse (Erfolg, Anerkennung) und Selbstverwirklichung.

Die ganze Frage und Suche nach Glück und Lebenszufriedenheit ist wohl in dieser Form ein „Wohlstandsbedürfnis“. Während der Mensch damit beschäftigt ist, Grund- und Sicherheitsbedürfnisse zu stillen, steht die Frage nach dem Glück in Form von Selbstverwirklichung völlig im Hintergrund. Ironischerweise ist nicht selten gerade bei den Menschen, die bereits mit der Erfüllung der existenziellen Bedürfnisse herausgefordert sind, mehr über Lebenszufriedenheit zu lernen, als dort, wo äusserlich gesehen „alles“ vorhanden ist.

Aber bleiben wir für einen Moment bei den Sozialen Bedürfnissen: Was tut der Mensch alles, um von anderen geliebt zu werden? Dass es uns nicht völlig egal ist, was andere Menschen so über uns denken, bringt natürlich einige Vorteile mit sich und ist im Grunde eine gute Sache. Eine Welt, in der jeder nur auf sich schaut und völlig ohne Rücksicht auf seine Mitmenschen „sein Ding“ durchzieht, möchte ich mir lieber gar nicht vorstellen.

Auf der anderen Seite der Skala gibt es aber eben auch die Versuchung, für etwas Annahme, Liebe und Gruppenzugehörigkeit alles zu tun, was die anderen von einem erwarten könnten. Weil man gefallen will, ist man im Dauerstress, versucht den anderen jeden Wunsch von den Lippen zu lesen und verfällt dem Helfersyndrom.

Auch eine solche Welt möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Anderen helfen ist ne gute Sache – und ja, wir brauchen unbedingt mehr Wärme, Liebe und Mitmenschlichkeit in unserer Welt. Doch: Wenn mein Helfen eigentlich nur mir selbst helfen soll, mich geliebt zu fühlen, ist etwas völlig aus dem Ruder gelaufen. Das ist nicht Liebe, das ist in Hilfsbereitschaft getarnter Egoismus.

Was ich mir wünsche, ist eine Welt, in der ich ich sein darf und du du sein darfst! Die anderen müssen nicht alles gut finden, was ich tue, aber sie akzeptieren und respektieren mich und meine Art zu leben. Worauf ich wirklich allergisch bin, sind Menschen, die keine Ahnung von meinem Leben und meinen Herausforderungen haben, sich aber dazu gedrängt fühlen, mir „hilfreiche“ (aus ihrer Sicht) Tipps zu überstülpen. Ich bin lernbereit, aber ich will selbst entscheiden, wann und von wem ich lerne.

Auf der anderen Seite ist es auch nicht an mir, andere besserwisserisch zu belehren. Natürlich, als Autor, Coach und Referent bin ich immer mal wieder in der Rolle eines Lehrers. Doch ich will diese Rolle eher als Reisebegleiter ausfüllen – mit Fragen und Inputs, die hoffentlich helfen, eigene Entdeckungen zu machen.

Ich wünsche mir, Orte schaffen zu können, wo man einfach sein kann und auf kreative Weise in entspannter Atmosphäre fürs Leben lernen will. Aber ich hüte mich davor, anderen vorzuschreiben, so zu leben, wie ich es tue.

Wir alle haben die Freiheit – und Verantwortung! – unser Leben selbst zu gestalten!

 

 

Im GlücksBlog schreibe ich zu den fünf Bereichen, die zu einem Leben in Zufriedenheit gehören. Diese Woche geht es um den Bereich Reiches Sozialleben.

 

Glücksirrtum Nr. 3: Work-Life-Balance macht glücklich

Ein gesunder und glücklicher Mensch strebt nach Erfüllung in allen Lebensbereichen.
Stefan Gerber (in: Glück finden – hier und jetzt)

Das ist ein beliebter und weit verbreiteter Glücksirrtum: Wer es nur irgendwie hinkriegt, Arbeit und Freizeit in etwa im Gleichgewicht zu halten, ist glücklich. Abgemüht vom Job gilt es dann, die Freizeit auszukosten und neue Freude zu gewinnen.

Oder wie es kürzlich ein Journalist im Interview mit mir in seiner Frage ausdrückte: „Sind Arbeit und Freizeit im Gleichgewicht, ist das schon mal der Anfang ins Glück?“ Natürlich ist das nicht falsch. Aber es greift zu kurz und ist mit Sicherheit kein Glücksgarant.

Dazu kommt, dass uns auf dem Weg ins Glück die unselige Wortkreation „Work-Life-Balance“ nicht wirklich weiterhilft. Hier die Arbeit, dort das Leben. Als könnten wir die Arbeit aus unserem Leben ausklammern. Das Leben im Glück besteht aus mehr als aus dem ständigen Seilziehen zwischen Arbeit und Freizeit. Es geht um einen ganzheitlichen Blick auf unser Dasein.

Gefangen im Hamsterrad

Trotz vielen Seminaren und Beiträgen zur „Work-Life-Balance“ leben nach wie vor unzählige Menschen als Gefangene in ihrem Hamsterrad. Der Druck am Arbeitsplatz nimmt eher zu als ab, durch eigene Anstrengungen bis zum Umfallen wird das Hamsterrad angetrieben – bis eines Tages gar nichts mehr geht und wir erschöpft zusammenbrechen.

Vielleicht haben wir in einem Buch über die „Work-Life-Balance“ gelesen, dass wir neben Höchstleistungen auch Phasen der Regeneration brauchen. Pausen, um wieder aufzutanken und uns fit zu machen für die nächste Runde im Hamsterrad.

Nur führt das leider dazu, dass nicht wenige neben dem „Work“-Hamsterrad ein „Life“-Hamsterrad aufgebaut haben und auch in ihrer Freizeit zu gestressten Getriebenen werden – von einem Termin zum nächsten, Familienmanagement, Besuch im Fitnessstudio, … – Stichwort „Freizeitstress“.

Wer also einfach die Arbeit schlecht macht und sich vornimmt, mehr Freizeit einzuplanen, setzt aufs falsche Pferd. Nur die Reduktion der Arbeitsmenge wird uns nicht nachhaltig glücklich machen, es geht darum, Wege zu finden, die Arbeit sinnerfüllt zu erleben.

Der Ausstieg aus dem Hamsterrad ist kein Kinderspiel. Und selbst wenn wir es vom fremdbestimmten Gebriebensein weg, hin zu einem bewusst gestalteten Leben geschafft haben, sind wir immer mit einem Fuss schon wieder zurück im Hamsterrad. Unsere leistungsorientierte Gesellschaft lockt uns fortwährend ins Hamsterrad.

Einfache Lösungen gibt es da nicht. In Glück finden – hier und jetzt versuche ich das ShalomLeben-Windrad schmackhaft zu machen. Ziel ist das versöhnte, ganzheitliche Leben:

Glück und Erfüllung im Leben erreichen wir dort, wo wir nach Ganzsein streben und mit jeder Faser unseres Lebens versöhnt sind. Ganzsein meint, im Einklang mit sich selbst (Nabe), in Verbundenheit mit der Familie, der Arbeit und den Mitmenschen (drei Rotorblätter) und in Tuchfühlung mit dem Schöpfergott (Wind) das Leben zu gestalten.

 

 

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Glücksirrtum Nr. 2: Glück ist Zufall

Glück hängt zum größten Teil von unserer Einstellung, unserem Denken und unserem Verhalten ab – und nicht vom Zufall.
Stefan Gerber (in: Glück finden – hier und jetzt)

Zugegeben: Dass ich mich heute so sehr mit dem Thema Glück beschäftige, hätte ich mir vor 20 Jahren kaum vorstellen können. Glück gehörte für mich in dieselbe Schublade wie Glücksbringer und Glückssymbole: Mit all den Hufeisen, Schweinchen, Kaminfeger und vierblättrigen Kleeblättern konnte ich nichts anfangen.

Glück als Zufall, verbunden mit dem Aberglauben, das Schicksal mit den richtigen Glücksbringern in die gewünschte Bahn zu lenken – nein, das war und ist nicht mein Ding.

Warum bezeichne ich mich denn heute ganz gerne als GlücksCoach und GlücksAutor? Weil Glück eben nicht einfach Zufall bedeutet.

Im Glücksbuch zeige ich auf, dass es mit dem Glücksbegriff ziemlich verfänglich ist. In der englischen Sprache gibt es eine Fülle von Begriffen, die unterschiedliche Nuancen und gar verschiedene Konzepte beschreiben, die wir aber im Deutschen oft einfach mit Glück übersetzen. Wenn wir dann bei den Glücksbringern hängen bleiben, führt das zu einem irreführenden Verständnis von Glück:

Glück als Zufallsglück oder auch als Losglück. Zwar entspricht dies in etwa der ursprünglichen Bedeutung unseres Wortes «Glück», doch im Zusammenhang mit dem persönlichen Streben nach Glück ist es unpassend. Denn wie bereits ein Sprichwort weiß, müssen wir nicht einfach auf den Zufall hoffen, sondern können einen wesentlichen Beitrag zu unserem Glück leisten: «Jeder ist seines Glückes Schmied.»
(aus: Glück finden – hier und jetzt)

 

Glück ist mehr als Zufall

Wahrscheinlich bin ich darum heute begeistert von der Glücksthematik, weil die Positive Psychologie einleuchtend darauf aufmerksam macht, dass wir nicht einfach einem willkürlichen Zufall ausgesetzt sind. Denn: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass beinahe die Hälfte unseres Glücksempfindens unserem freien Willen unterstellt ist.

Das ist die gute Nachricht für uns alle: Wir sind nicht dem Zufall ausgeliefert und haben die freie Wahl, ob wir uns wie der Hamster im Rad als Spielball unserer Umstände fühlen oder ob wir unser Leben aktiv gestalten. Das ShalomLeben-Windrad bietet da eine gute Möglichkeit, sich bewusst zu werden, was alles zu einem aktiv gestalteten Leben gehört.

Unter Glück verstehe ich heute ein ganzheitliches Leben, bei dem wir alle Bereiche des ShalomLebens aktiv gestalten – und nicht dem Zufall überlassen:

  • Bewusste Selbstführung
  • Erfülltes Liebes- und Familienleben
  • Sinnerfüllte Tätigkeit
  • Reiches Sozialleben
  • Gelebte Spiritualität

Im Bild des Windrades kommt alles vor: Die Nabe steht für ein starkes, bewusst gepflegtes und reflektiertes Selbst. Die drei Rotorblätter erinnern an die Lebensfelder Liebe/Familie, Arbeit und Sozialleben. Der Wind, der das Windrad in Schwung hält, steht für die Sinnfrage, die jeder Mensch im Kleinen und im Grossen für sich klären muss.

So gesehen wird der Glücksirrtum Nr. 2 gerne auch als Ausrede gebraucht: Das wahre Glück hat auch mit Arbeit zu tun. Da warten einige lieber auf einen guten Zufall.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie nicht zu dieser Gruppe gehören!

LESEN SIE WEITER:

Sag ja zum neuen Tag

Man löst keine ‎Probleme, indem man sie aufs Eis legt.
Winston Churchill

Kürzlich an einem Tagesseminar der Referent: „Führungspersonen essen zum Frühstück Probleme.“ Als ich später einem Freund davon erzählte, meinte dieser: „Heisst es nicht: Leadertypen kennen keine Probleme, nur Herausforderungen?“

Nun, beide haben ja auf ihre Art Recht. Führungspersonen zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch vor Problemen nicht zurückschrecken, sondern sie mutig anpacken – wenn es denn sein muss, bereits zum Frühstück. Für einen Leader sind Probleme tatsächlich das tägliche Brot. Und weil Führungspersonen eben Menschen führen, ist es auch nicht damit getan, Organisationen, Abläufe, Produkte und Ressourcen zu managen. Leadership hat mit Menschen zu tun. Da stecken Emotionen drin. Da ist Bewegung drin. Da gehören willkürliche Meinungsumschwünge dazu.

Da gibt es – genau: Probleme. Oder wie es gestern Abend jemand sagte: „Mein Job wäre so schön, wenn es nur diese Kunden nicht gäbe.“ Die Kunden oder gleich grundsätzlich die Menschen abzuschaffen, kann ja auch nicht die Lösung sein – da sind wir uns wohl einig. Also doch besser schon Probleme zum Frühstück akzeptieren.

Irgendwie kann ich mich trotzdem nicht so ganz mit diesem Ansatz anfreunden. Es motiviert mich einfach nicht, am Morgen aufzustehen mit dem Bewusstsein, dass der Wecker eigentlich das kleinste Übel war und jetzt viel grössere Probleme auf mich warten.

Dann schon lieber Herausforderungen. Das klingt doch bereits viel weniger negativ, schwer und frustrierend. Ein Leader ist bereit, den täglichen Herausforderungen in die Augen zu blicken und sie zu meistern. Er (sie natürlich auch!) ist aktiv, er gestaltet, er packt an. Er rennt nicht (nur) wie die Feuerwehr den Problemen hinterher und löscht ein Feuer nach dem anderen. Nein, als Gestalter greift er neue Herausforderungen auf, noch bevor es Probleme sind. (Gut, korrekterweise müsste man da nun wohl „Problem“ und „Herausforderung“ genauer definieren. Aber bleiben wir mal beim Bild, dass Probleme eher mit reagieren – wie die Feuerwehr – zu tun hat und Herausforderung eher das Agieren im Blick hat.)

Ich gebe zu, dass ich auch nach der eingangs erwähnten Schulung nicht morgens aufstehe, um Probleme zu frühstücken. Viel besser kommt das Geschenk meiner Frau an: Ein Parfüm mit dem tollen Namen „Motivation“. Also esse ich zum Frühstück nicht Probleme, sondern schmücke mich allmorgendlich mit Motivation. Darum geht es: Dass wir jeden Morgen aufs Neue motiviert sind, den Tag zu begrüssen und zu umarmen, ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu entfalten – mit all seinen Herausforderungen, Problemen, Freuden, Erfolgen und Niederlagen.

Probleme zum Frühstück, Herausforderung statt Problem, motivierendes Parfüm – alles nett. Doch das Beste kam diese Woche (einmal mehr) aus dem alten Buch (Die Bibel, Sprüche 14,4):

Ein leerer Stall bleibt zwar sauber –
aber ohne Rinder gibt es keinen Ertrag!

So ist es: Wer etwas bewegen will, darf auch vor etwas Dreck nicht zurückschrecken!

 

KONKRET

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Selbst“.

"Beweg dich!"

Du bist nicht für das Universum verantwortlich:
du bist verantwortlich für dich selbst.
Enoch Arnold Bennett

Ja, für das Universum sind wir nicht verantwortlich. Gott sei Dank! Aber das Zitat sagt auch etwas anderes: Für uns selbst sind wir sehr wohl verantwortlich.

Leider begegne ich immer wieder Menschen, die genau diese Verantwortung nicht wahrnehmen. Entweder schieben sie diese Verantwortung jemand anderem ab, fühlen sich als Opfer ihrer Umstände oder sind einfach so passiv, dass sie nichts aus ihrem Leben machen. (Siehe dazu auch meinen Blog-Artikel der letzten Woche: Kranke Gesellschaft?.)

Wir haben nicht alles in der Hand. Doch oft unterschätzen wir den Anteil, den wir tatsächlich selbst bestimmen können. Aus Erfahrung weiss ich, dass das Leben manchmal merkwürdige Wendungen nimmt. Wendungen, die man sich nur Wochen davor nicht hätte vorstellen können. Zu oft sagen wir dann, wir hätten ja keine Wahl. Doch genau das Gegenteil hab ich schon vor vielen Jahren von Michelle Pfeiffer im Film „Dangerous Minds“ gelernt: Du hast immer die Wahl zwischen mind. zwei Möglichkeiten, zwischen ja oder nein.

Dazu ist Folgendes zu bedenken:

Als Faustregel gilt: Nur 10 Prozent unseres Lebens sind nicht veränderbar, 90 Prozent könnten wir direkt durch unser Verhalten und unsere Reaktion beeinflussen. Ein Opfer jedoch fühlt sich immer als ohnmächtiges Objekt des Handelns anderer. Es zeichnet sich aus durch Selbstmitleid, Jammern und Passivität. Aus Ersterem bezieht es seine Lebenskraft. Das fühlt sich vielleicht wie Motivation an, ist aber eine Täuschung. Denn es führt dazu, dass ich nur um mich selbst und meine Sorgen kreise. Das Credo des Opfers lautet: Ich bin einfach ein armes Schwein.

(aus dem empfehlenswerten Buch Dem Leben Richtung geben von Jörg W. Knoblauch)

Was ist also zu tun, wenn ich die Verantwortung für mein Leben aktiv wahrnehmen will?

  • Mein erster Tipp ist simpel und sehr direkt: „Beweg dich!
    Wer beim Jammern bleibt, hat noch nichts bewegt. Viele Menschen reden lieber über ihre Probleme, als diese aktiv anzugehen.
    Wer stehen bleibt, wird nie etwas verändern. Weder die berufliche noch die private Situation.
    Das Wichtigste ist, in Bewegung zu kommen. Selbst wenn wir in dieser Situation falsche Entscheide treffen. Es ist einfacher, später eine Kurskorrektur vorzunehmen als im Stillstand das Leben zu verändern.
  • Reflektieren Sie Ihre Situation!
    Wo stehe ich? Wo bin ich zufrieden? Was macht mich traurig? Wovor habe ich Angst? Was habe ich erlebt und was möchte ich bestimmt nicht mehr erleben? Welche Wünsche und Ziele habe ich? Welche Grenzen erkenne ich? Welche Möglichkeiten liegen vor mir?
  • Suchen Sie sich gute Ratgeber!
    Sie sind ganz alleine für sich selbst verantwortlich. Aber Sie müssen nicht alles alleine tragen. Holen Sie sich Rat und Unterstützung bei Freunden, Vertrauenspersonen, einem Coach oder Therapeuten. Je nach Situation braucht es eine andere Form von Hilfe und manchmal kann es gut sein, verschiedene Ratgeber aufzusuchen. Aber Achtung: Nicht die Menge der Ratschläge macht es aus, sondern die Qualität.
  • Setzen Sie Ziele!
    Ich habe meine Situation analysiert, mir Unterstützung von anderen geholt. Jetzt ist es an der Zeit, konkrete Ziele zu definieren und Umsetzungsschritte festzulegen. Hilfreich sind hier auch Etappenziele. Ich kann möglicherweise nicht morgen schon meinen Traumberuf ausüben. Aber ich kann Etappenziele auf dem Weg dorthin festlegen.
  • Packen Sie es an!
    Selbst die besten Ziele und der ausgeklügeltste Plan ist zum Scheitern verurteilt, wenn Sie nicht Schritte tun. Darum ist der erste Punkt so wichtig: Wir müssen in Bewegung kommen. Das Leben aktiv gestalten, mutig Entscheide fällen, etwas ausprobieren, demütig Fehler eingestehen, wieder aufstehen, neu beginnen…

Wer die Verantwortung für sich selbst wahrnimmt, braucht nicht die Verantwortung für das ganze Universum zu tragen. Doch er wird auch eine verantwortungsvolle und wichtige Person in unserer Gesellschaft werden:

Die Verantwortung für sich selbst ist die Wurzel jeder Verantwortung.
Mong Dsi, (372 – 289 v. Chr.), konfuzianischer Philosoph

 

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.