Herzlichkeit leben

Freundlichkeit ist eine Sprache, die Taube hören und Blinde sehen.
Mark Twain

Zum Startschuss in die Wintersaison erhielten wir letzte Saison vom Betriebsleiter einer Bergbahn eine schöne Anfrage: Er wünschte für seine 50 Mitarbeitenden im Skigebiet eine Herzlichkeitsschulung. So machten wir uns erwartungsvoll auf die Reise in die Innerschweiz und kamen nach abenteuerlicher „Selbstbedienungs-Gondelbahnfahrt“ an der Bergstation an, wo das Personal bereits versammelt war und nun von uns zu einem herzlichen Umgang mit den Gästen motiviert wurde.

Brigitte & Stefan Gerber alleine in der Gondelbahn

Herzlichkeit – oder mindestens Freundlichkeit – ist ein zentraler Wert im Dienstleistungssektor. Mark Twain hat recht, wenn er mit obigem Zitat unterstreicht, dass Freundlichkeit eine Sprache ist, die alle verstehen. Doch: Alle verstehen die Sprache der Freundlichkeit und trotzdem bekommt man – als Kunde, Gast oder auch einfach als Teil unserer Gesellschaft – hin und wieder den Eindruck, dass einige Zeitgenossen in der Sprache der Freundlichkeit nicht wirklich sprachgewandt sind. Der Schluss liegt nahe, dass zwischen Verstehfähigkeit und Ausdrucksfähigkeit ein Loch klafft.

Da dreiviertel von uns in irgendeiner Form im Dienstleistungssektor arbeiten und wir alle unabhängig vom Job mit anderen Menschen zu tun haben, können wir möglicherweise auch eine Herzlichkeitsschulung brauchen. Was haben wir also den Mitarbeitenden im Skigebiet mitgegeben? Wieder einmal bot sich unsere Luege, Lose, Loufe-Strategie an.

Luege – Ich nehme den Mitmenschen wahr

Der erste Schritt der Strategie ist so simpel, dass es schon fast peinlich ist, es erwähnen zu müssen: „Häreluege“ (Hinschauen) und wahrnehmen, dass da ein Kunde ist.
Es ist doch das Normalste, dass ich als Kunde davon ausgehen darf, dass ich im Restaurant vom Servicepersonal gesehen werde. Doch wie oft passiert es uns im Alltag, dass wir uns fast entschuldigen müssen, wenn wir etwas bestellen wollen?

  • Egal wo: Als Kunde ist mein erster Wunsch: Ich möchte wahrgenommen werden!

Und natürlich spielt genau dies auch eine wichtige Rolle in unserem alltäglichen zwischenmenschlichen Umgang: Wenn wir unseren „iDings“ mehr Aufmerksamkeit schenken als unserem realen Gegenüber, sollten wir dringend mit diesem ersten Schritt beginnen, aufschauen und feststellen: Ah, da gibt es ja noch echte Menschen – im Zug, in der Fussgängerzone, im Wohnquartier…

Lose – Ich nehme das Anliegen ernst

Hier geht es um die Analyse: Was sind die Bedürfnisse des Gastes? Im zwischenmenschlichen Umgang und in Freundschaften sprechen wir kaum von Analyse, doch das Prinzip gilt auch hier.

  • Mein zweiter Wunsch ist nämlich: Ich will gehört werden. Ich wünsche mir, dass mein Anliegen ernstgenommen wird.

Dabei müssen wir unser Gehör schulen. Richtig zuhören ist eine Kunst!

Loufe – Ich stellen den Kunden zufrieden

Jetzt ist unser lösungsorientiertes Handeln gefragt.

  • Mein dritter Wunsch ist schliesslich, dass ich als Kunde zufriedengestellt werde.

Auch wenn wir Freunde ganz bestimmt nicht als Kunden behandeln sollten, gelten auch da dieselben Prinzipien: Den Menschen wahrnehmen, seine Anliegen ernstnehmen und Engagement zeigen.

Doch eigentlich beginnt die „Luege, Lose, Loufe“-Strategie ganz an einem anderen Punkt. Darüber nächste Woche in meinem Blog.

 

WEITERFÜHRENDE ANGEBOTE

Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den Lebensbereich “Gesellschaft“.