…und wer schaut zu mir?

Mir imponieren nur die Ratschläge und Grundsätze,
die der Ratgebende selbst beherzigt.

Rosa Luxemburg

Welche Ratschläge würden Sie sich selbst geben? Es ist immer einfach, anderen zu sagen, was sie zu tun und zu lassen haben. Aber was würde ich mir selbst raten?

Letzten Samstag durften wir für eine Pflegfamilienorganisation unseren Motivationstag Leben in Balance durchführen. Im Einführungsteil hatten die Teilnehmenden einen kleinen Fragebogen zu ihrer persönlichen Life-Balance auszufüllen. Zu jedem der fünf Lebensbereiche (Arbeit, Liebe, Gemeinschaft, Selbst, Spiritualität) gab es einige Fragen. Zum Beispiel konnten die Teilnehmenden sich selbst darin eine Note geben, wie gut ihnen das Loslassen der Arbeit ausserhalb des Jobs gelingt.

Eine meiner Lieblingsfragen dieser Bestandsaufnahme in Sachen Life-Balance lautet: „Bin ich mir selbst gute/r ErzieherIn?“. Das trifft doch genau den Kern vom obigen Zitat: Ratschläge für andere, die ich selbst gar nicht beherzige, haben keinen grossen Wert. Spannend wir es erst dann, wenn ich selbst mein Leben nach den Grundsätzen richte, die mir wichtig sind und wenn ich beginne, die Ratschläge, die ich für andere bereit halte, zuerst im eigenen Leben umzusetzen.

Sich selbst ein guter Erzieher sein

Was heisst es denn, sich selbst eine gute Erziehungsperson zu sein? Es geht darum, zu entdecken, wie man sich ein Umfeld schafft, in dem man sich positiv entwickeln kann. Welche Worte kommen uns in den Sinn, wenn wir an Erziehung denken? Vielleicht denken wir sofort an Disziplin. Ja, sich an Prinzipien, Vorsätze und Abmachungen (auch mit sich selbst) zu halten, gehört durchaus dazu.

Entwicklung trotz hartem, schwierigem Umfeld (Foto: Nathanael Heimberg)

Ein anderes Wort könnte Entwicklung sein. Die Erziehung kann und soll eine Hilfestellung sein, damit sich ein Kind (oder eben ich mich selbst) gut entwickeln kann. Was kann die persönliche Entwicklung fördern? Habe ich sogar einen Plan dafür (PEP)?

Diese beiden Worte haben einen mehr oder weniger starken Beigeschmack: Leistung und Pflichterfüllung. Einige fühlen sich durch Disziplin und Entwicklung in ein zu starres Konzept – oder gar Korsett – gedrängt.

Darum wird mir als Individuum, aber auch als Vater und schliesslich auch als Coach und Trainer, ein drittes Wort immer bedeutungsvoller: Achtsamkeit. Als Erziehungsperson will ich in erster Linie achtsam sein und wahrnehmen wie es „dem Kind“ geht. Und nochmals: Im Sinn des Zitates oben bin zuerst ich selbst „das Kind“.

Achtsam bin ich, wenn ich regelmässig in mich selbst hineinhöre und mir einige Fragen stelle:

  • Wie geht es mir – wirklich?
  • Wie steht es um meine Tanks?
    (körperlich, emotional, geistig)
  • Bin ich voller Energie? Warum? Warum nicht?
  • Was wünsch ich mir?
  • Welche kommenden Aktivitäten motivieren mich?
    Welche belasten mich?
  • Was würde mir gut tun?
  • Vor welcher Entscheidung drücke ich mich?
  • Welche Herausforderung würde mir gut tun?
  • Wo bin ich von meinen eigenen Grundsätzen abgewichen?

Egal wie die Umstände gerade sind – ob mich die Frühlingsenergie schon ergriffen hat oder ob ich mich noch durch den Winter kämpfe -, wer achtsam ist und sich selbst eine gute Erziehungsperson ist, hat schon den ersten grossen Schritt zu einem ausgewogenen Leben in gesunder Balance geschafft.

 

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Mein Blogbeitrag dieser Woche dreht sich um den LebensbereichSelbst“.

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